Geschichte des Räbhus Widholde
"50 Joor Räbhus Widholde" vom 17./18. Juni 2023 ist Geschichte.
Aus der Chronik "50 Jahre Weinbauverein Wintersingen 1935-1985"
Baugeschichte
Widholden im alten Rebberg - mit keiner durchgehenden Strasse - wurde im Jahre 1964 durch aufgeschlossene Rebbauern mit einer solchen versehen. Am 30. August 1970 wurde die Strasse an einem Sonntag eingeweiht, und an diesem Sonntag wurde auch die Idee geboren, man könnte auf dem Kehrplatz - zu gleich ein schöner Aussichtspunkt - ein Rebhaus bauen.
Die Idee wurde in die Tat umgesetzt und die Vereinsversammlung beschloss an der Jahresversammlung 1971 einstimmig den Bau. Der Plan für das Rebhaus wurde uns von Architekt Bühler in Liestal gratis und franko gestiftet. Als Gegenleistung war Herr Bühler natürlich als Ehrengast bei der Einweihung eingeladen.
Sprach man 1970 noch von "Rebunterstand" oder gar "Schutzhütte" so hat sich nach Fertigstellung des wirklichen Bijous am Hang unter den "Heidengräbern" die Bezeichnung "Rebhaus" oder "Räbhus" eingebürgert. Zum grossen Teil in Fronarbeit entstand das Rebhaus. Bruchsteine sowie der Dachaufbau stammen aus Gelterkinden von einem Abbruch. Das Doppeldach aus Nasenziegel - die Ziegel stammen teilweise aus Wintersingen und Nusshof - wurde im Sommer 1972 fertiggestellt. Die Föhrenholzdecke im geschlossenen Raum stammt aus dem nahen Widhölzli, ein Föhrenstamm aus dem Kienberg. Das wunderschöne Grafitto wurde dem Weinbauverein in freundnachbarlicher Geste von Herrn Peter Vögeli, Reallehrer aus Gelterkinden gestiftet. Herr Kuhn, Geschäftsführer der Fa. Schwob AG, Weinhandlung und eigentlicher Initiant des Rebhauses schenkte uns die Petroleumlampe. Das altehrwürdige Türschloss wurde uns von Hans Schaffner geschenkt. Die Lampe und das Türschloss besitzen Seltenheitswert. Die Türe wurde von einem Polizeibeamten, gelernter Schreiner Namens Sutter Hans, ein Heimweh-Wintersinger, nebenamtlich Weinbauer, aus "exotischen Hölzern" hergestellt.
An der Jahresversammlung 1973 wurde dann die Einweihung beschlossen. Das Datum wurde auf den 1. + 2. September 1973 festgesetzt und auf diesen Zeitpunikt musste das Rebhaus fertig sein. Es kostete noch manchen Schweisstropfen bis das Tüpfchen auf dem "i" war, aber an den wunderschönen 1. + 2. September präsentierte sich unser Rebhaus den kritischen Blicken vieler Besucher. Es war ein Fest, das jedem Besucher in bester Erinnerung bleiben wird, wurde doch für den Eintritt ein schönes Kelchglas mit Wintersinger Wappen zu 3 Fr. abgegeben.
Material-Verbrauch für Rebhaus |
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Babka Steine | 710 Stk |
Fertig Beton | 25 m3 |
Beton Kies | 38 m3 |
Sand | 10 m3 |
Zement | 132 kg |
Armierungseisen | 510 kg |
Nasenziegel | ca 2600 Stk |
Einweihung der Schutzhütte in "Widholden" - 1./2. September 1973
Anlässlich der Jahresversammlung des Weinbauvereins vom 23. April 1973 wurde beschlossen, die gut gelungene Schutzhütte mit einem schlichten Fest einzuweihen. Dies insbesondere, um möglichst rasch mit dem zu erwartenden Reingewinn das freundlicherweise von der Fa. Schwob gewährte Darlehen zurückzahlen zu können. Adolf Sutter wurde als OK-Präsident gewählt und beauftragt, ein Komitee zu bilden, das sämtliche Aufgaben zu bewältigen hat.
Das schöne, gut gelungene Rebhaus Widholden wird am Wochenende vom 1./2. September 1973 mit einer schlichten Feier und einem Miniatur Dorffest eingeweiht. Es soll Gelegenheit bieten, dass sich unsere Mitglieder, die Dorfbe- völkerung und die Freunde unseres Weinbaues gemütlich zusammenfinden..
FESTRUECKBLICK
An der letzten Jahresversammlung erhielt ich den Auftrag eine schlichte Einweihungsfeier für das gut gelungene Rebhaus Widholden in die Wege zu leiten.
Zu der ersten, konstituierenden Sitzung am 12. Juni folgten alle Eingeladenen meinem Ruf und waren spontan bereit sich für den Anlass einzusetzen. Es waren dies die Herren: Hans Speiser Gem. Präsident, Hans Schaffner Präsident, Ernst Schläpfer, Kant. Weinbauberater, Edwin Kuhn, Kurt Schaffner und Ernst Brodbeck, sowie Kassier Fritz Huber.
Es war dann nur noch eine weitere Sitzung notwendig und alle übrigen Probleme wurden unter sich erledigt. Auch wurden die Chargen sofort verteilt und jeder Kommiteechef erledigte sein Resort weitgehend selbstständig.
Um dem Anlass eine genügende Puplizität zu verschaffen, wurde auf den 24. August zu einer Pressefahrt geladen, welche in jeder Beziehung als gelungen angesehen wurde. Auf jeden Fall machten uns die Presseleute auf sympatische Art Reklame
und entlasteten dadurch unser Propagandabudget.
An einer Sitzung im Rebhaus wurden wir durch ein heftiges Gewitter überrascht und erlebten dadurch ein schaurig schönes Naturschauspiel.
Der Anlass selbst war in jeder Beziehung ein Erfolg und brachte uns finanziel den Betrag, welcher unser Kassier benötigte um alle eingegangenen Verpflichtungen abzulösen.
Es wären viele schöne Episoden vom Anlassst zu erwähnen, doch das ginge zu weit und ich glaube Alle erinnern sich mit Freude an die schönen zwei Tage bei Freud und Gesang.
Es bleibt mir zu danken allen Mithelfern aus dem Dorfe, den Behörden, den Mitgliedern und natürlich den Kollegen aus dem OK.! Sie werden begreifen, dass ich dabei auf namentliche Erwähnung verzichte.
Einen speziellen Dank aber gilt dem Musikverein, dem Gemischten Chor, der rassigen Baselbieter Bauernmusik, den Alphornbläsern, dem Jodel-Duett und natürlich den vielen Donatoren.
Auch den Mithelfern, welche dem Verein nicht angehören und sich trotzdem uneigennutzig eingesetzt haben gilt unser Dank. Es sind dies u.a. die Angestellten der Fa. Schwob, der Mitarbeiter von Herrn Schläpfer, Herr Bürgin, den verschiedenen Köchen und den Grill-Dompteuren.
Dass der Anlass ein voller Erfolg wurde müssen wir natürlich auch Petrus verdanken, welcher uns zwei wundervolle Tage schenkte.
Es lebe das nächste Widhaldenfest!
Zitat aus einem Zeitungsbericht
Ob die Festivitäten vom Wochenende, an denen unter anderem auch die Musikgesellschaft von Wintersingen mitmachte, das Loch in der Vereinskasse mittlerweile auch gestopft haben, ist nicht bekannt. OK-Präsident Dölf Sutter (Sissach) meinte zu diesem Problem gelassen: «Wenn's nicht reicht, bauen wir halt nochmals ein Fest...»
Fakten zum Räbhus Widholde
- 1970: Rebenfest zur Einweihung der Strasse in der Widholde, wo die Idee zum Bau des Räbhus entstand.
- 1971-1973 Bauzeit in Fronarbeit (rund 4000 Arbeitsstunden)
- 1./2.9.1973 Einweihungsfest
- 1973: erster "Hüttenwart" Jakob Brodbeck, Entschädigung Fr 20 bei Vermietung an Dritte
- 1978: Räbhus-Fescht, neuer Rebberg angelegt
- 1980: Erwerb der Parzelle über 1210 m2 von Bürgergemeinde
- 1981: Rebparzelle von 4,4a verpachtet zu Fr 60 p.a.
- 1982: Dachreparatur
- 1997: Zeltanbau
- 2000: Elektrifizierung, WC-Container
- 2002: Einbruch mit Schaden über Fr 1'000
- 2003: neuer Kaminofen
- 2004: erste "Besenbeiz" betrieben von Peter und Ursi Bongni
- 2006: Planenersatz (Zeltanbau)
- 2008: Peter Bongni übernimmt die Pacht der Rebparzelle
- seit 2008: Wybeizli betrieben von Familie Degen, ab 2021 teilen sich die Familien Degen, Imhof und Rudin das Wybeizli an 6 Sonntagen von April bis Oktober
- 2011: Reben ausgerissen
- 2013: Kaminsanierung, Rückbau Cheminée
- 2022/23: Renovation Innenraum: neue Decke, Wände, Boden geschliffen, Einbau neues Fenster und neue Küchenmöblierung, Warm- und Kaltwasser-Anschluss (Einbau 1000-Liter Frischwasser-Tank), rundum Sanierung der elektrischen Installationen, Internet-Anschluss, Sanierung WC-Anlage, Einbau Bodentank (2100 Liter) zur Entsorgung der WC-Schlacke, neuer Vorplatz mit Verbundsteinen
- 17./18.6.2023 Jubiläumsfest "50 Joor Räbhus Widholde"
Renovation & Umbau 2022/2023
Von der Idee bis zur Umsetzung
An der Vorstandssitzung vom 1. Mai 2022 wurde das erste Mal über die Idee einer neuen Toilette diskutiert.
Mischa Imhof, zu dieser Zeit Vorstandsmitglied, aktuell Präsident des Weinbauvereins Wintersingen bringt schnell die Idee ein, gleich eine grössere Renovation durchzuführen. Das stiess vorab aber auf Widerstand, da dies mit viel Arbeit und Kosten verbunden wäre.
Da 2023 das 50-Jahr-Jubiläum des Räbhus Widholde anstand, war dann aber bald klar, dass eine ordentliche Renovation und ein Umbau sich aufdrängen und sich schliesslich auch lohnen würde.
So arbeitete Mischa Imhof eine Variante aus mit Sanierung der Toilette, mit Bodentank im Aussenbereich, ein Wasserreservoir hinter dem Räbhus für Kalt- und Warmwasser, Erneuerung der elektrischen Installation sowie die Rundum-Sanierung des Innenraums.
Ein Zeitplan und ein sauberes Budget mussten bis zur Herbstversammlung vom 17.09.2022 her und in einer ersten Etappe wurde ein Budget von Fr. 5'500 beschlossen.
Ein Monat später, am 18.10.2023, erfolgte der "Spatenstich". Für die zweite Etappe wurde an der Mitgliederversammlung vom 3.2.2023 ein weiteres Budget über Fr. 8'000 beschlossen.
Umbau-Phase
Am ersten Frontag im Oktober wurde das komplette Räbhus bis auf die Balken entkernt, das Zelt abgebaut und die guten Möbel und Bilder wurden auswärts eingelagert. In Arbeitseinsätzen unter der Woche wurden dann immer wieder Arbeiten wie Leitungen verlegen und Tank vergraben gemacht. Am strengen Frontag von Mitte November wurde dann die Bodenplatte für das Reservoir und die Toilette mit gut einem Kubik Beton gemacht.
In einem nächsten Schritt wurde die alte Toilette entkernt, vom Tank getrennt, an den jetzigen Standort versetzt und wasserdicht montiert. So waren die wichtigsten Wetter abhängigen Arbeiten vor dem Winter erledigt.
Im Dezember und im Januar wurde dann fleissig im Innenraum gearbeitet. Dort wurde zuerst ein Lattenrost an der Decke und den Wänden eingebaut. Die Wände wurden mit 8-cm-Steinwolle und die Decke mit 16-cm-Steinwolle isoliert. Danach wurde eine Dampfsperre und dann die Dreischichtplatte verlegt. In der Isolation wurden die Sanipex-Wasserleitungen und die Stromleitungen verlegt. Die Decke wurde mit Weymouth-Föhre verkleidet.
Im Februar wurden die ganzen Sanitär-Installationen fixiert und der Estrich fertig gestellt.
Im März und April wurde dann wieder draussen gearbeitet und der neue Verbundsteinplatz verlegt mit Occasionsteinen aus Itingen. Die Zeltbefestigung kam dann vom Traufbrett aufs Dach, um die Innenhöhe vom Zelt zu erhalten. Gleichzeitig wurden im Räbhus der Boden geschliffen und geölt, die Küche montiert und kleinere Details erledigt.
Ende April fand die Einweihung des Räbhus' anlässlich unseres Jahreshockes statt. Bis zum Jubiläumsanlass wurden dann noch weitere Arbeiten wie der Anbau des Sonnensegels, die Instandhaltung des oberen Platzes und der Neuanstrich des Vorraums inkl. Graffito erledigt.
Ein paar Fakten |
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Anzahl Helfer
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45
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Arbeitseinsätze
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über 70
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Arbeitsstunden
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rund 100 Std
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Material
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Beton
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1 m3
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Mergel
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15 m3
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Split
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3 m3
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Verbundsteine
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rund 2300 Stk
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Wir danken an dieser Stelle herzlichst für die grosszügige,
finanzielle Unterstützung insbesondere der
Einwohnergemeinde Wintersingen und dem
Swisslos-Fonds des Kantons Basel-Landschaft. Für die Bauleistungen und unentgeltliches Material und Maschinenbenützung bedanken wir uns auch bei der Bürgergemeinde Wintersingen, der Gottfried Thommen GmbH, Hemmiken und der Baumann Bauunternehmung, Hemmiken. Auch allen anderen Gönnern und vor allem auch Mischa Imhof, Projektleiter und Motor des Projektes, für seinen unermüdlichen Einsatz und sein Engagegement und den unzähligen freiwilligen Helfer und Helferinnen gilt unser aller geschätzter Dank.
Weinbauverein Wintersingen
im Juni 2023
Anfangs 2024 hat uns auch das Wy-Erläbnis ebenfalls mit einem grosszügigen finanziellen Beitrag unterstützt. Herzlichenn Dank.